Montag, 31. Dezember 2018

Rauhnächte in der Volkskunde

 
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Das Julfest war das große Winterfest der Germanen, ursprünglich den Seele der Verstorbenen geweiht, die nach germanischen Glauben um die Zeit der Wintersonnenwende ihren Umzug hielten und an Schmaus und Gelage teilnahmen. Das Fest dauerte in der Regel 12 Tage. Im Norden wurde an diesem Fest neben den Geistern auch den großen Göttern, besonders Thor und Freyr, geopfert und Erntesegen für das kommende Jahr erfleht. Ein alter Brauch war es, am Julfest einen großen Eber, das dem Freyr heilige Tier, Gullinborsti, in die Halle zu führen und auf dessen Haupt Gelübde abzulegen. An Stelle des Julfest, trat später unser Weinachtsfest; aber noch heute erinnern, besonders im skandinavischen Norden, verschiedene Gebräuche an das alte heidnische Fest: der Julklap (Weihnachtsgeschenk), das vom Geber heimlich, aber mit lautem Schall ins Haus geworfen wird, der Juleber oder Julbock, ein feines Gebäck, dem ein Eberkopf aufgedrückt ist, Julgrütze, Julbrot, Julfeuer ect.
Wir sehen also auch das Backen von Süßigkeiten geht auf einen alten heidnischen Brauch zurück, wie unsere Weihnachtsgeschenke auch. Die Kirche hat es geschickt verstanden, die alten heidnischen Feste zu assimilieren, um den heidnischen Kult mit der christlichen Lehre zu versöhnen.
Trotz Geselligkeit und Festgelage hatte das germanische Julfest einen düsteren Charakter. Es war ja ein Totenfest dessen Wurzeln fest verankert im Ahnenkult der Germanen war. Die Toten erschienen in dieser Zeit aus ihren Hügelgräbern (Bezug zu Samhain und Allerseelen). Auch Odin kehrte in dieser Zeit zur Erde zurück. Als Anführer der „wilden Jagd“ tobte er wie eine Furie durch die Lüfte. Für Christen war es besonders gefährlich wenn sie die „wilde Jagd erblickten. Die Zeit von der Wintersonnenwende bis zum Dreikönigstag nennt man auch heute noch die Zwölften, den 12 Tage währte die „wilde Jagd“. Landschaftlich unterschiedlich benennt man diese Zeit auch „Raunächte“.
Die Rituale des Julfestes fanden im heiligen Hain statt. Hier wurde dann ein Rad, das mit seiner Achse in einem Eichenstamm stand, unter feierlichen Gesängen und Beschwörungen gedreht, bis die Achse durch die Reibung glühend geworden war und das Stroh das man um das Rad gestreut hatte Feuer fing. An diesem Feuer entzündete man nun den Julblock, einen dicken Eichenstamm, der unbedingt glühend gehalten werden musste. Man kann davon ausgehen das dieses Verbrennen des Julblocks den Sinn hatte, der im Todeskampfe liegenden Wintersonne zu helfen, ihr scheinbar erlöschendes Licht wieder neu zu entzünden. Wir haben es hier also auch mit einem Sonnenritual zu tun. Der Julblock wir so gelegt, dass er langsam und lange schwellt und wird dann mit Saatgut vermischt für die nächste Aussaat, der Julklotz ist also auch Talisman und Glücksbringer.
Trotz seiner Düsterheit hatte das Fest auch seine fröhliche Seite. Zwölf Tage lang wurde nun gefeiert.
Noch lange lebte der germanische Mythos der Raunächte, also der „wilden Jagd“, im Volksglauben weiter. In dieser Zeit glaubte man gingen die Geister um, man sah Werwölfe, Hausgeister tauchten auf und nächtens fuhr Odin mit seinem Anhang heulend und mit Getöse durch die Lüfte.
In Süddeutschland ist es die Bercht, oder auch Percht, die das wilde Heer anführt.
Sie ist eine Erscheinungsform der Göttin Freya, wie Frau Holle auch.
Berchta leitet sich aus dem althochd. Von Berahta ab, was „die Glänzende“ bedeutet. Sie galt ursprünglich als himmlische Sonnengöttin und regenspendente Wolkenfrau und war des Sturmgottes Wotan Gemahlin. Selbst Spinnerin, wie Frau Holle schützt sie die entsprechende weibliche Arbeit, und als Herrin über Wolken und Wind fördert sie das Gedeihen der Frucht. In den Sagen erscheint sie oft als Ahnmutter berühmter Königsgeschlechter, so auch in der Karolingersaga, wo ihr ein eigentümlich großer Fuß nämlich der Schwanenfuß der Göttin Freya beigelegt wird. Die Ähnlichkeiten zu Frau Holla sind eindeutig. Wie diese hütet sie als chthonische Gottheit die Seelen aller Ungeborenen und zu früh verstorbenen Kinder.
In anderen Gegenden wird die Berchta durch Frau Holle ersetzt. Dort saust sie mit der „Windsbraut“ durch die Lüfte. Allerdings ist die Gestalt der Frau Holle weitaus schillernder und ausgeschmückter als die der Berchta. Wenn sie mal gerade nicht durch die Lüfte saust hat sie ihre Behausung an einsamen Quellen, Brunnen und abgelegenen Waldseen. Dort sitzt sie oft und kämmt ihr „goldenes Haar“. Aber schon im Märchen der Brüder Grimm zeigt sich der ambivalente Charakter dieser ehemaligen Totengöttin. Sie belohnt und bestraft die Menschen, ist manchmal mild und manchmal grausam, ist Kinderfreundlich dann wieder eine Kinderschreckgestalt. Am bekanntesten ist sie wohl als Wind- und Schneedämonin. Wenn es schneit, heißt es im Volksmund: Frau Holle schüttelt ihre Bettwäsche oder Frau Holle rupft Gänse.
Der „Frau Holle Tag“ ist der letzte in den zwölf Raunächten, die Nacht vor dem Dreikönigstag. An diesem Tag und in dieser Nacht muss alle Arbeit ruhen.
Nach den Raunächten begann das langsame Hoffen das der Frühling bald wiederkehrt.
hukwa

Es ist wie ein Singen
Geflüster und Klagen
Es schwebt durch die Lüfte
Lange zwölf Nächte
Es ist wie ein Heer
Das braust umher
Es hat sich offenbart
In Regen und Wind
In diesen zwölf Nächten
Hör des Hähers Geschrei
So alt wie die Sterne
Wechselnd die Gestalt
Zieht Wotan umher
Zwölf lange Nächte
Schafft er sich einen neuen Erdenleib
Reitet zur uralten Quelle
Wo mimir wacht
Zwölf Nächte lang
Dannn ist es vollbracht
Wo der Erde entweicht
Nebel und Dampf
Starre eichen ragen Stumm
In ihnen haust das Rabenpaar
Wo die Seherin noch wacht
Wo der Gnom das Erz bewacht
Wo die Windsbraut ganz geschwind
Zwölf lange Nächte
Sich bindet und windet
Kehrt das Echo zurück
Wotan ist entrückt.
H.W. 

hukwa 

Samstag, 29. Dezember 2018

Die „Beforschungen“ des Trippstadter Waldes und des Holzlandes durch Forstmeister Philipp Velmann

 
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Eine wahre Fundgrube für die Heimat und Regionalforschung sind die „Beforschungen“ des Germersheimer Forstmeisters Philipp Velmann aus den Jahren 1600 bis 1604.
Die Geschichte des Pfälzerwaldes ist untrennnbar mit seinem Namen verknüpft und für den geschichtlich interessierten Heimatforscher sind sie eine Pflichtlektüre.
Keiner vor oder nach ihm hat in der Pfalz solch umfangreiche Beschreibungen der damals noch weit unerschlossenen Waldgebiete geliefert. Aus diesem Grund haben sich schon früh, bekannte Heimatforscher. wie Häberle, Bilfinger und Keiper mit seinem Werk befasst.
Velmann nennt seine Waldbeschreibungen „Beforschungen“. Diese Bezeichnung die sich von dem Wort „Grenzfurche“ herleitet, stellt deutlich klar, das der Forstmann in volller Übereinstimmung mit seiner Bestallungsurkunde vom 30.4.1597 und den ihm darin auferlegten Dienstpflichten, seine Hauptaufgabe in der klaren Abgrenzung und Unterteilung der von ihm zu beschreibenden Waldgebiete gesehen hat. Daher nehmen auch die Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden großen Territorien Kurpfalz und Pfalz – Zweibrücken in seinen arbeiten einen recht großen Raum ein.
Seine „Beforschungen“ des Holzlandes das ja als Gericht (Unteramt) zum Oberamt Lautern gehörte somit also zur Kurpfalz. Das Holzland war ja von einigen Herrschaftsgebieten umgeben so der Grafen von Hanau – Lichtenberg im Süden, der Grafen von Sickingen im Westen und des damals dem Herzog von Baden – Durlach gehörenden Amtes Grävenstein im Südosten. Aber auch die kleineren Territorien der Herren von Hohenecken, der Flörsheimer und der Falkensteiner.
Insgesamt „beforschte“ er die Wälder in den Ämtern Neustadt, Germersheim, Lautern, Alzey, Beckelheim, Kreuznach, Stromberg, Hagenbach und die pfälzischen Waldungen bei Lützelburg und Hagenbach. Auch die Wälder um Elmstein beschrieb Velmann sehr genau.
Im „Waldfischbacher – Heimatbuch 1182 – 1982“ macht Walter Frenzel darauf aufmerksam „...die Niederschriften, in denen Velmann die Ergebnisse seiner Beforschungen festhielt, sind aber weit mehr als nur Angaben über den Grenzverlauf mit Nennung der jeweiligen Anrainer. Sie enthalten vielseitige und gründliche Naturbeschreibungen, heimatkundliche Hinweise sowie forstbetriebliche Vorschläge. Bei Auseinandersetzungen und Streitigkeiten besitz- oder nutzungsrechtlicher Art wurden später die Beforschungen Velmanns bis ins 19.Jahrhundert als beweiskräftige Dokumente herangezogen und bewertet“.
Im Gebiet des Wilensteinerlandes und des Holzlandes begann Velmann seine „Beforschungen“ in dem er auf dem Lauberhof bei Trippstadt für zehn Tage Quartier nahm und von hier aus seine Streifzüge begann. Der Aufenthalt dort dauerte vom 28. April bis zum 8. Mai 1600 als erstes erforschte er den historischen Lauberwald dann den Otterberger Wald (Hilsberg=Stüterhof). Am 3.Mai dann das Fischbacher Gericht, das Aufgebot bestand aus 31 Personen und dauerte zehn Stunden. Zu den Begleitpersonen gehörten neben Amtsmännern, Amtsschreibern und Forstpersonal auch die Vertreter von der Kurpfalz aus Lautern und Otterberg, die Verteter der Herrschaft Falkenstein und die Abgeordneten der sechs Holzlandgemeinden. Diese waren:

Meyers Veltin, der Gutsverwalter und Vertreter des Herzogs von Zweibrücken, und Hans Heer, beide aus Waldfischbach.
Anstatten Paulus, der Schultheiß des Holzlandes, Hans Heller und Peter Morzel, alle drei aus Schmalenberg.
Prunners Veltin, Matheißen Hensels Veltin und Osters Kleinhans aus Heltersberg.
Bauer Hans aus Schopp.
Hans Vols, der als Waldhüter den ganzen Wildbann unter sich hatte, und Veltin Strohschnitter beide aus Geiselberg.
Ziliox Weber und Veiox Müller aus Steinalben.
Die Ergebnisse und Erkenntnisse der Beforschung wurden von Velmann niedergeschrieben und die vier Abschriften des Protokolls an die beteiligten Herrschaften ausgehändigt.
Ihren unschätzbaren Wert für die Heimatforschung dokumentieren die Aufzeichnungen von Velmann auch in den Bereichen Jagd, Flurnamen und untergegangenen Dörfern und Höfen über die er in den Beforschungen berichtet.
Dass er als kurfürstlicher Forstmeister ein besonderes Augenmerk auf die Jagd hatte versteht sich von selbst. Der Wildbestand war zur Zeit Velmanns größer als heute, viele Waldtiere die inzwischen im Pfälzerwald ausgerottet sind wie die Rebhühner hatten damals noch einen sehr guten Bestand.
Rotwild, Schwarzwild, Füchse und Hasen, Dachsbauten und Habichtshorste werden in den verschiedenen Revieren häufig erwähnt.
Neben der Jagd stand dem Kurfürsten auch das Recht der Fischerei zu. Velmann verweist immer wieder auf die Fangrechte in den verschiedenen Bächen und Gewässern.
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Im Juni 1600 nahm Velmann die Beforschung des Lauterer Stadtwaldes, des Stiftswaldes und des Reichswaldes vor. Seine Grenzdarstellungen sind größtenteils noch heute maßgebend und dienten allen nach 1600 begangenen Grenzumgängen als wichtigste Grundlagen. Diese Waldumgänge sind seit 1444 in Lautern bezeugt. Dabei ging es um die Feststellung und Sicherung der Grenzen. An diesen Waldumgängen beteiligten sich die Bürgermeister, die Räte, viele Bewohner aber auch Jungen und Mädchen im Alter von 14-16 Jahren, die auf den Grenzsteinen, „gepritscht“, mit einem leichten Stock geschlagen wurden. Das war kein großer Schmerz, blieb aber in der Erinnerung haften, weil man eben die Grenzen des Waldes kennen musste um Grenzstreitigkeiten vorzubeugen.
Der alte historische Stadtwald, beginnt am Waldschlößchen und grenzt an Reichs- und Bremer Stiftswald. Die Strasse nach dem Bremerhof bildet die Grenze. Von da verläuft die Grenze über den Dreieckstein durch die Letzbach in das Aschbachtal, geht dann durch das Wienertal, Erkental und Scheidtal zur Lauterspring, von da über den Rummel zum Weidsohl, Daubornerwald, dann über Eselsfürth, Kalköfen, Kahlenberg zum Waldfriedhof und entlang der Bahnlinie Neustadt-Kaiserslautern zurück zum Waldschlößchen (Grenzbeschreibung nach Erich Bauer).
Der Stadtwald erhält von Vellmann eine gute Note. „Der ganze Stadtwald ist mit schönem Holz bewachsen“, schreibt er über seine Begehung. In seiner „Reichswaldbeforschung“ die auch 1600 stattfand schreibt er: „Ein Wald, im Aermel genannt, ist mit ein wenig alten Eichen bewachsen, aber mit jungen Eichbäumen wieder besetzet und soll weiter besetzet werden“.
Diese forstlichen „Beforschungen“ stellen eine wichtige Quelle für die Forstwirtschaftlichen Erkenntnisse und Anschauungen jener Zheit dar, sie ergeben damit ein wesentlicheres genaueres Bild, als es für die vorausgegangene Zeit zu entwerfen möglich war. Velmanns Forschungen sind somit für das Gebiet der Pfalz (Kurpfalz) die ersten Waldinventare- oder beschreibungen. Für das forstliche Wissen des 16. Jahrhunderts war Velmann einer der hervorragensten Vertreter seiner Zunft.
Gerade im 16. und 17. Jahrhundert erleben wir eine besondere Blüte der Holzvermarktung. Vor allem für das Handwerk. Da finden wir neben dem Tischler und Zimmermann den Drechsler, Schnitzer, Böttcher, Schindelmacher, Mollenhauer, Holzschuhmacher, Spindler, Löffler, Schwefelholzmacher und einige mehr. Tiefer im Wald arbeiten Köhler, Pottaschbrenner und Pechbrenner. Dazu kommen die Berg- und Hüttenwerke die ständig Grubenholz und Holzkohle benötigen. Die Glasmacher rodeten für ihre Glashütten ganze Waldstreifen. Diese betrieben eine besonders verschwenderische Ausbeutung des Holzes; sie gebrauchten es zum einen als Hilfsstoff zur Glasherstellung, nämlich zur Gewinnung der so wichtigen und unentbehrlichen Pottasche (kohlensaures Kalium) und schließlich als Brennmaterial bei der Glasschmelze.
Auch die Jagdrechte des Adels und die Weiderechte der Bevölkerung in den Wäldern bedurften einer Ordnung und mussten verwaltet werden.
Für alle diese handwerklichen Betriebszweige stellten die „Beforschungen“ Velmanns eine wichtige wirtschaftliche Grundlage dar.
hukwa



Literaturhinweise:
Erich Bauer: Der Stadtwald von Kaiserslautern
Phillip Vellmann: Beforschung des Lauberwaldes und des Holzlandes
Phillip Vellmann: Beforschung des Kaiserslauterer Reichswaldes (von Daniel Häberle)
Ernst Bilfinger: Das Holzland








Sonntag, 16. Dezember 2018

Der weiße Magier ging vorüber

Der erste Schnee ist ein Magier
er beschwört die alte Kinderseele in dir
sein Schlüssel öffnet das verborgene Reich
wo rinnen du die Kindheit weißt
ein kurzer Blick in tiefe Gründe
fühl nur die alten Frühlingswinde
dort wo der Lethe leise fließt
die Ahnin auf dem grünen Einhorn lächelnd grüßt
ein sanftes Winken im Schneegestöber
der weiße Magier ging vorüber.
hukwa

Samstag, 15. Dezember 2018

Elfentanz

Durch stille Wälder leuchtet 
das Mondlicht wunderbar 
die Welt ist noch nicht verdunkelt 
bald graut der neue Tag. 

Ein Wolkenvorhang schiebt sich 
jetzt vor den Silbermond 
und dunkelt sanft und mystisch  
nun Weg und Bäume ein. 

Auf einer Wiese hüpfte 
im Mondlicht ein kleiner Elf 
und wenn der Morgen sich lüftet 
verschwindet er im dichten Tann. 
hukwa
 

Samstag, 8. Dezember 2018

Waldquelle

Lass mich noch weilen
ich will noch nicht gehen
singender Fels
wieder will ich dir lauschen
in grüne Moose hingestreckt
öffne ich dir mein Ohr
lausche deinem Sange
den fernen Urhaften Lauten
dem Rieseln und Waldesrauschen
wie ich es als Kind oft tat
will ich bei dir Schweigen
Schauen das Bildnis
des inneren Geschauten.
hukwa