Wer beim Wandern
glückliche Tage verlebt hat, möchte gern etwas mitnehmen, das ihn
immer wieder an die schönen Wandertage erinnert. Nun lebt zwar eine
ganze Souvenirindustrie von diesem "menschlich –
allzumenschlichem " Bedürfnis des in der Natur unterwegs zu
sein, was wir letztendlich aber wirklich mitnehmen ist die
Erinnerung.
Der Weg ist das Ziel,
sagte der weise Konfuzius und meinte damit was uns von einer
Wanderung in der Erinnerung haften bleibt ist nicht unbedingt das
angestrebte Wanderziel, sondern sind jene kleinen Offenbarungen die
uns am Wegrand begegnen.
Ambulator nascitur, non
fit – Wanderer kann man nicht werden man ist es durch Geburt,
schrieb Henry David Thoreau. Er musste es wissen, war doch seine
größte Leidenschaft das Wandern. Wer in den Pfälzerwald zum
Wandern kommt wird bald das Geheimnis dieser Leidenschaft in sich
spüren. "Was ich nicht erlernt habe, das habe ich erwandert",
schrieb Johann Wolfgang von Goethe. "Wandern ist eine Tätigkeit
der Beine und ein Zustand der Seele", meinte einmal Josef
Hofmiller und sprach damit etwas aus was wohl viele von uns schon
einmal in sich verspürt haben. Der Streifzug durch die Natur als
Lebensmodell beschreiben auch Aaron Sussman und Ruth Goode in ihrem
Buch "The Magic of Walking":
"Laufen ist eines der
ersten Dinge die ein Kind tun möchte und eines der Dinge, die man am
schwersten aufgeben will. Laufen ist eine Bewegung die keine
Turnhalle braucht. Es ist ein medizinisches Rezept ohne Medikament,
es ist eine Gewichtskontrolle ohne Diät und eine Kosmetik, die man
nicht chemisch beschreiben kann. Es ist ein Schlafmittel ohne
Tabletten, eine Psychotherapie ohne Analyse und ein Ferientag der
fast nichts kostet. Außerdem trägt Wandern nicht zur
Umweltverschmutzung bei, verbraucht fast keine Rohstoffe und ist
hocheffektiv. Wandern ist bequem, es braucht meist keine besondere
Ausrüstung. Es reguliert sich von selbst und ist kaum
verletzungsträchtig... Laufen ist so natürlich wie Atmen."
Man sollte hier noch
hinzufügen, Laufen ist Meditation, was die alten griechischen
Philosophen schon sehr früh erkannten und jene wie die Epikureer,
die nun nicht gerade die leidenschaftlichsten Läufer waren,
pflanzten sich Bäume in ihre Gärten und unternahmen dort
subdiales ambulationes wie Plinius diese beschrieb: Spaziergänge
unter freiem Himmel. "Bei meinen Nachmittagsspaziergängen
möchte ich meine morgendlichen Beschäftigungen und meine
Verantwortung gegenüber der Gesellschaft vergessen", meinte
Thoreau einmal und wir geben ihm gerne recht. Wenn wir im Freien
unterwegs sind werden auch unsere Gedanken freier und philosophischer
und viele Kleinkariertheiten fallen von uns ab. Wenn wir Wandern sind
unsere Gedanken intensiver bei der uns umgebenden Natur. Felsen,
Blumen und Bäume nehmen wir mit einem mal besonders bewusst wahr,
wohl deshalb schrieb Hermann Hesse in seinen " Wanderungen":
"Wandersehnsucht reißt mir am Herzen, wenn ich Bäume höre,
die Abends im Wind rauschen. Hört man still und lange zu, so zeigt
auch die Wandersehnsucht ihren Kern und Sinn."
Wandern ist etwas
Ganzheitliches, es ist Natursport sollte aber nicht in
Hochleistungssport ausarten. Wer aus Freude am Erleben unterwegs ist,
will mehr als sich erschöpfen, er will anderes, er will sich an der
ihn umgebenden Natur erbauen.
hukwa