Das
Auerhuhn bevölkerte einst recht erfolgreich den Pfälzerwald.
Gegenüber von Wolf und Luchs ist es noch nicht allzu lang her, dass
das letzte Auerwild im Pfälzerwald beobachtet wurde.
1976
wurde in einem Revier nahe Frankenstein nochmals eine Henne mit ihren
Küken gesehen und bestätigt. Eine weitere Quelle nennt den Bereich
Neustadt/Weinstraße. Hier soll ebenfalls 1976 eine Henne mit 4 Küken
gesehen worden sein (Groh 1978). Seither ist das Auerhuhn in
Rheinland-Pfalz ausgestorben! Somit ist unser Pfälzerwald einmal
mehr um eine wunderschöne und interessante Wildtierart ärmer
geworden.
Das
Auerwild gehört zu der Gruppe der Raufußhühner und wird aus
traditionellen Gründen dem Hochwild zugerechnet. Zoologisch
bezeichnet man es als Auerhuhn.
Das
Auerwild ist Kulturflüchter und benötigt einen ruhigen Lebensraum.
Bei Gefahr gockt die Henne um ihr Gesperre (ihre Küken) zu warnen
und zu locken. Allerdings nur ein bis zwei Mal, danach verstummt sie
sofort und antwortet auch nicht auf das Rufen der Küken, die nicht
sogleich unter sie geschlüpft sind. Diese sind dann meist schutzlos
der Witterung (Nässe und Kälte), sowie Feinden ausgeliefert.
Das
Auerhuhn bedarf eines besonderen Lebensraumes. Ruhige, lichte,
naturnahe Nadelwälder werden gerne angenommen, mit reich
entwickelter Krautschicht und viele Beerenfrüchte wie Heidelbeeren,
dazu Schlafbäume mit festen, waagrechten Ästen, auch Trinkwasser
und Ameisenhaufen müssen vorhanden sein.
Das
Auerhuhn ist in der Forst- und Jagdliteratur unzählige Male bis in
alle Einzelheiten beschrieben worden. Vor allem die Auerhahnenbalz!
So wurde immer wieder von balztollen Auerhähnen berichtet, die alle
Scheu vor den Menschen verlieren und ihn sogar angreifen. Die Hähne
balzen mitunter auch im Oktober und November, wenn auch nicht immer
an ihrem traditionellen Balzplatz.
Das
Auerhuhn ist im Sommer ein Bodenvogel, das seine Nahrung wie Gras,
Kräuter, Ameisenpuppen, Eicheln, Beeren aber auch Eidechsen und
Blindschleichen am Boden findet. Nur zum Schlafen baumt es auf. Im
Winter ist es dagegen überwiegend ein Baumvogel und kommt mit grünen
Nadeln und Knospen als Notnahrung aus. Es verschluckt regelmäßig
Steine, die im Muskelmagen bei der Verdauung mithelfen. Sie wurden
früher als „Auerhahnperlen“ zu jagdlichem Schmuck verarbeitet.
Natürliche
Feinde des Auerhuhns sind Schwarzwild, Dachs, Fuchs und Marder.
Erwachsene Vögel sind Beutetiere von Habicht, Uhu, Fuchs und Marder.
Sowie Luchs in Regionen wo er vorkommt, auch der Wolf sollte genannt
werden. Schließlich ist es nur eine Frage der Zeit bis dieser wieder
im Pfälzerwald heimisch sein wird. Althähne werden jedoch kaum vom
Habicht geschlagen, auch nicht von einem starken Habichtsweibchen, es
sei denn bei einem Überraschungsangriff von hinten. Der Hahn hält
ihm in der sogenannten „Trutzhaltung“ stand. Auerhennen dagegen
schlägt der Habicht ohne weiteres.
Das
Balzlied des Auerhahns, das dieser in der Morgendämmerung von seinem
Balzbaum aus im Frühjahr sang, ist lange schon verstummt.
Die
wichtigsten Ursachen für den Rückgang der Auerhühner in der
Vergangenheit im Pfälzerwald aber auch in der Gegenwart (in anderen
Waldgebieten Deutschlands) sind die Intensivierung der
Forstwirtschaft und die zunehmende Beunruhigung durch uns Menschen.
Als forstliche Maßnahme wäre es erforderlich, auf großen Flächen
einen möglichst vielseitigen Wald zu schaffen und zu erhalten, der
die Habitatsansprüche der Auerhühner erfüllt. In Brandenburg
gelang es 2012 erfolgreich wieder Auerhühner anzusiedeln, die
inzwischen sogar dort brüten. Es handelt sich um eine Population von
30-40 Tieren. Wenn diese Population auch noch nicht stabil ist,
besteht doch Zuversicht, dass das Auerhuhn in deutschen Waldgebieten
wieder heimisch werden kann. Ein solches Pilotprojekt wäre wohl auch
für den Pfälzerwald interessant. Eine zentrale Rolle bei der
Wiedereinbürgerung der Tiere spielt das Vorkommen von Heidelbeeren,
die einen Hauptanteil der Nahrungskette dieses Huhnes bilden.
Zu
viele Faktoren haben in der Vergangenheit verhindert, dass sich das
Auerhuhn im Pfälzerwald bis in unsere Zeit halten konnte. Einige der
Hauptursachen (nicht abschließend), seien hier aufgezählt:
- die Intensivierung der Forstwirtschaft (Kahlschlagwirtschaft, monotone Altersklassenbestände, Einsatz schwerer Maschinen und Motorsägen, Kulturgatter aus Drahtgeflecht).
- Verlust an lebensnotwendigen Äsungsgrundlagen (Rückgang der Heidelbeeren durch Veränderung der Waldstruktur – Umwandlung Beerenreicher Nadelwälder in geschlossene Laubwälder.
- Zunahme von Straßenbau und Verkehr (wertvolle Lebensräume wurden überbaut und zerschnitten. Die ehemals stillen Reviere wurden zunehmend beunruhigt, es häuften sich die Fälle von verunfalltem Auerwild).
- Klimatische Einflüsse (fiel der Schlupftermin mit nasskalter Witterung zusammen, so häuften sich die Verluste).
- Die zur Zeit des kalten Krieges erbauten US-Militäranlagen mit erheblichem Militärverkehr, Zerstörung von Heidelbeeranlagen durch den Bau von Anlagen und Gebäuden.
Nach
allgemeinem Rückgang der Bestände sind heute Bergwälder der Alpen
mitunter die letzten Rückzugsgebiete. Aus den Mittelgebirgen
Deutschlands ist das Auerwild fast gänzlich verschwunden.
Unterschiedlich starke Vorkommen gibt es noch im Bayerischen Wald,
Schwarzwald, Thüringer Wald, Harz (erfolgreiche Wiedereinbürgerung),
Spessart und Odenwald. Vielleicht befindet sich unter diesen
Mittelgebirgen ja auch bald wieder der Pfälzerwald mit dem
„Neubürger“ Auerhuhn.
Einst
war das Auerhuhn in recht guten und starken Beständen fast über den
ganzen Pfälzerwald verteilt. Eigens für die Landesherrschaft, zum
Besuche der Auerhahnbalz, errichtete Jagdhäuser z.B. im Elmsteiner
Wald (Jagdhaus Speckheinrich und Jagdhaus Breitscheid), künden noch
von den Jagdvergnügen der einstigen pfälzischen Kurfürsten.
Pfalzgraf Johann Casimir (Urbild des Jägers aus Kurpfalz) erlegte
zur Brutzeit im Frühjahr des Jahres 1589 7 Auerhähne. Im März
1580 widmet sich der Pfalzgraf mit Passion der Jagd auf den Auerhahn.
Aus seinem „Kalendertagebuch“ und seinem „Schießbuch“ geht
hervor, dass er vor allem im Lauberwald bei Trippstadt und im
Reichswald bei Kaiserslautern manchmal bis zu zwei Hähne täglich
schoss. Besonders weidmännisch hat sich der Pfalzgraf nicht benommen
studiert man seine Jagdaufzeichnungen.
Ende
des 19. Jahrhunderts war das Auerhuhn bereits aus vielen Revieren des
Pfälzerwaldes verschwunden, der berühmte Auerwildbestand um
Johanniskreuz und Lauberwald ging bereits seit Mitte 1850 mit
auffallender Schnelligkeit zurück.
Nachdem
der Abschuss zeitweilig verboten war, erholte sich der Bestand Anfang
des letzten Jahrhunderts kurzfristig wieder und erreichte eine hohe
Dichte.
Ein
erneuter Bestandsrückgang war nach dem 2. Weltkrieg zu verzeichnen,
von Forstmeister Goepel damals auf Grund der Vermehrung von
Schwarzwild, Fuchs und Dachs zurückgeführt. Die stärkere Bejagung
dieser Wildarten und die schon damals ausgebrochene Schweinepest
führten zu einer kurzfristigen Zunahme des Auerwildes, die jedoch
bereits um 1950 wieder soweit rückläufig war, dass
bestandsbedrohende Ausmaße (Groh 1978) erreicht wurden. Den
Gesamtbestand an Auerwild im Pfälzerwald schätzte Groh 1963 auf
noch ca. 150 Exemplare.
Um
die Abschüsse der letzten Auerhähne im Revier zu verhindern,
meldeten einige Revierförster ihre Hähne zu dieser Zeit schon nicht
mehr. Die meisten zur Strecke gekommenen Auerhähne wurden jedoch
nicht durch die Forstbeamten selbst, sondern durch geführte
Jagdgäste (oftmals hochrangige Personen aus Politik und Wirtschaft)
erlegt.
Literatur
Hinweise:
Allgemeine
Forstzeitschrift (AFZ), Auerwild und Waldbau Nr.39; 1974.
Frank
Zeitz: Die Geschichte des einstigen Auerwildes im Pfälzerwald.
Erstes
Brandenburger Auerhuhn nachgewiesen: Lausitzer Rundschau 2014.
Wieder
balzende Auerhähne in Thüringen gesichtet: Ostthüringer Zeitung
2016.
Das
Auerhuhn in Brandenburg vermehrt sich wieder: Berliner Zeitung 2014.
hukwa