Samstag, 1. Juli 2017

Zur Geschichte des einstigen Auerwildes in den Trippstadter Wäldern

Das Auerhuhn bevölkerte einst recht erfolgreich den Pfälzerwald. Gegenüber von Wolf und Luchs ist es noch nicht allzu lang her, dass das letzte Auerwild im Pfälzerwald beobachtet wurde.

1976 wurde in einem Revier nahe Frankenstein nochmals eine Henne mit ihren Küken gesehen und bestätigt. Eine weitere Quelle nennt den Bereich Neustadt/Weinstraße. Hier soll ebenfalls 1976 eine Henne mit 4 Küken gesehen worden sein (Groh 1978). Seither ist das Auerhuhn in Rheinland-Pfalz ausgestorben! Somit ist unser Pfälzerwald einmal mehr um eine wunderschöne und interessante Wildtierart ärmer geworden.

Das Auerwild gehört zu der Gruppe der Raufußhühner und wird aus traditionellen Gründen dem Hochwild zugerechnet. Zoologisch bezeichnet man es als Auerhuhn.
Das Auerwild ist Kulturflüchter und benötigt einen ruhigen Lebensraum. Bei Gefahr gockt die Henne um ihr Gesperre (ihre Küken) zu warnen und zu locken. Allerdings nur ein bis zwei Mal, danach verstummt sie sofort und antwortet auch nicht auf das Rufen der Küken, die nicht sogleich unter sie geschlüpft sind. Diese sind dann meist schutzlos der Witterung (Nässe und Kälte), sowie Feinden ausgeliefert.
Das Auerhuhn bedarf eines besonderen Lebensraumes. Ruhige, lichte, naturnahe Nadelwälder werden gerne angenommen, mit reich entwickelter Krautschicht und viele Beerenfrüchte wie Heidelbeeren, dazu Schlafbäume mit festen, waagrechten Ästen, auch Trinkwasser und Ameisenhaufen müssen vorhanden sein.
Das Auerhuhn ist in der Forst- und Jagdliteratur unzählige Male bis in alle Einzelheiten beschrieben worden. Vor allem die Auerhahnenbalz! So wurde immer wieder von balztollen Auerhähnen berichtet, die alle Scheu vor den Menschen verlieren und ihn sogar angreifen. Die Hähne balzen mitunter auch im Oktober und November, wenn auch nicht immer an ihrem traditionellen Balzplatz.
Das Auerhuhn ist im Sommer ein Bodenvogel, das seine Nahrung wie Gras, Kräuter, Ameisenpuppen, Eicheln, Beeren aber auch Eidechsen und Blindschleichen am Boden findet. Nur zum Schlafen baumt es auf. Im Winter ist es dagegen überwiegend ein Baumvogel und kommt mit grünen Nadeln und Knospen als Notnahrung aus. Es verschluckt regelmäßig Steine, die im Muskelmagen bei der Verdauung mithelfen. Sie wurden früher als „Auerhahnperlen“ zu jagdlichem Schmuck verarbeitet.

Natürliche Feinde des Auerhuhns sind Schwarzwild, Dachs, Fuchs und Marder. Erwachsene Vögel sind Beutetiere von Habicht, Uhu, Fuchs und Marder. Sowie Luchs in Regionen wo er vorkommt, auch der Wolf sollte genannt werden. Schließlich ist es nur eine Frage der Zeit bis dieser wieder im Pfälzerwald heimisch sein wird. Althähne werden jedoch kaum vom Habicht geschlagen, auch nicht von einem starken Habichtsweibchen, es sei denn bei einem Überraschungsangriff von hinten. Der Hahn hält ihm in der sogenannten „Trutzhaltung“ stand. Auerhennen dagegen schlägt der Habicht ohne weiteres.
Das Balzlied des Auerhahns, das dieser in der Morgendämmerung von seinem Balzbaum aus im Frühjahr sang, ist lange schon verstummt.

Die wichtigsten Ursachen für den Rückgang der Auerhühner in der Vergangenheit im Pfälzerwald aber auch in der Gegenwart (in anderen Waldgebieten Deutschlands) sind die Intensivierung der Forstwirtschaft und die zunehmende Beunruhigung durch uns Menschen. Als forstliche Maßnahme wäre es erforderlich, auf großen Flächen einen möglichst vielseitigen Wald zu schaffen und zu erhalten, der die Habitatsansprüche der Auerhühner erfüllt. In Brandenburg gelang es 2012 erfolgreich wieder Auerhühner anzusiedeln, die inzwischen sogar dort brüten. Es handelt sich um eine Population von 30-40 Tieren. Wenn diese Population auch noch nicht stabil ist, besteht doch Zuversicht, dass das Auerhuhn in deutschen Waldgebieten wieder heimisch werden kann. Ein solches Pilotprojekt wäre wohl auch für den Pfälzerwald interessant. Eine zentrale Rolle bei der Wiedereinbürgerung der Tiere spielt das Vorkommen von Heidelbeeren, die einen Hauptanteil der Nahrungskette dieses Huhnes bilden.

Zu viele Faktoren haben in der Vergangenheit verhindert, dass sich das Auerhuhn im Pfälzerwald bis in unsere Zeit halten konnte. Einige der Hauptursachen (nicht abschließend), seien hier aufgezählt:

  • die Intensivierung der Forstwirtschaft (Kahlschlagwirtschaft, monotone Altersklassenbestände, Einsatz schwerer Maschinen und Motorsägen, Kulturgatter aus Drahtgeflecht).
  • Verlust an lebensnotwendigen Äsungsgrundlagen (Rückgang der Heidelbeeren durch Veränderung der Waldstruktur – Umwandlung Beerenreicher Nadelwälder in geschlossene Laubwälder.
  • Zunahme von Straßenbau und Verkehr (wertvolle Lebensräume wurden überbaut und zerschnitten. Die ehemals stillen Reviere wurden zunehmend beunruhigt, es häuften sich die Fälle von verunfalltem Auerwild).
  • Klimatische Einflüsse (fiel der Schlupftermin mit nasskalter Witterung zusammen, so häuften sich die Verluste).
  • Die zur Zeit des kalten Krieges erbauten US-Militäranlagen mit erheblichem Militärverkehr, Zerstörung von Heidelbeeranlagen durch den Bau von Anlagen und Gebäuden.


Nach allgemeinem Rückgang der Bestände sind heute Bergwälder der Alpen mitunter die letzten Rückzugsgebiete. Aus den Mittelgebirgen Deutschlands ist das Auerwild fast gänzlich verschwunden. Unterschiedlich starke Vorkommen gibt es noch im Bayerischen Wald, Schwarzwald, Thüringer Wald, Harz (erfolgreiche Wiedereinbürgerung), Spessart und Odenwald. Vielleicht befindet sich unter diesen Mittelgebirgen ja auch bald wieder der Pfälzerwald mit dem „Neubürger“ Auerhuhn.

Einst war das Auerhuhn in recht guten und starken Beständen fast über den ganzen Pfälzerwald verteilt. Eigens für die Landesherrschaft, zum Besuche der Auerhahnbalz, errichtete Jagdhäuser z.B. im Elmsteiner Wald (Jagdhaus Speckheinrich und Jagdhaus Breitscheid), künden noch von den Jagdvergnügen der einstigen pfälzischen Kurfürsten. Pfalzgraf Johann Casimir (Urbild des Jägers aus Kurpfalz) erlegte zur Brutzeit im Frühjahr des Jahres 1589 7 Auerhähne. Im März 1580 widmet sich der Pfalzgraf mit Passion der Jagd auf den Auerhahn. Aus seinem „Kalendertagebuch“ und seinem „Schießbuch“ geht hervor, dass er vor allem im Lauberwald bei Trippstadt und im Reichswald bei Kaiserslautern manchmal bis zu zwei Hähne täglich schoss. Besonders weidmännisch hat sich der Pfalzgraf nicht benommen studiert man seine Jagdaufzeichnungen.

Ende des 19. Jahrhunderts war das Auerhuhn bereits aus vielen Revieren des Pfälzerwaldes verschwunden, der berühmte Auerwildbestand um Johanniskreuz und Lauberwald ging bereits seit Mitte 1850 mit auffallender Schnelligkeit zurück.

Nachdem der Abschuss zeitweilig verboten war, erholte sich der Bestand Anfang des letzten Jahrhunderts kurzfristig wieder und erreichte eine hohe Dichte.
Ein erneuter Bestandsrückgang war nach dem 2. Weltkrieg zu verzeichnen, von Forstmeister Goepel damals auf Grund der Vermehrung von Schwarzwild, Fuchs und Dachs zurückgeführt. Die stärkere Bejagung dieser Wildarten und die schon damals ausgebrochene Schweinepest führten zu einer kurzfristigen Zunahme des Auerwildes, die jedoch bereits um 1950 wieder soweit rückläufig war, dass bestandsbedrohende Ausmaße (Groh 1978) erreicht wurden. Den Gesamtbestand an Auerwild im Pfälzerwald schätzte Groh 1963 auf noch ca. 150 Exemplare.

Um die Abschüsse der letzten Auerhähne im Revier zu verhindern, meldeten einige Revierförster ihre Hähne zu dieser Zeit schon nicht mehr. Die meisten zur Strecke gekommenen Auerhähne wurden jedoch nicht durch die Forstbeamten selbst, sondern durch geführte Jagdgäste (oftmals hochrangige Personen aus Politik und Wirtschaft) erlegt.



Literatur Hinweise:
Allgemeine Forstzeitschrift (AFZ), Auerwild und Waldbau Nr.39; 1974.
Frank Zeitz: Die Geschichte des einstigen Auerwildes im Pfälzerwald.
Erstes Brandenburger Auerhuhn nachgewiesen: Lausitzer Rundschau 2014.
Wieder balzende Auerhähne in Thüringen gesichtet: Ostthüringer Zeitung 2016.
Das Auerhuhn in Brandenburg vermehrt sich wieder: Berliner Zeitung 2014.

hukwa

Der Rote Fingerhut

Der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) bildet in unseren Mittelgebirgen, besonders auf Waldlichtungen mit kalkarmen Boden, ausgedehnte Bestände. Seine großen, purpurroten Blüten, die zu auffallenden Trauben gehäuft sind, stellen hängende Glocken dar. Diese Blütenform erinnert an einen Fingerhut (lat. digitus = Finger). Die Flecken in der Blüte sollen Staubbeutel vortäuschen und die Attraktivität der Blüten für Insekten stark erhöhen. Allerdings überwinden nur größere Insekten wie Hummeln die bärtige Sperre auf dem Blütengrund, die kleinere unzuverlässige Blütengäste zurückhält.

Die giftige Pflanze aus der Familie der Rachenblütler ist mit mehreren Arten in Mitteleuropa und Westasien heimisch. Zu Heilzwecken verwendet man vorwiegend den Roten Fingerhut als auch seinen Verwandten, den wolligen Fingerhut (Digitalis lanata).

Im ersten Jahr entwickelt sich am Boden nur eine große Blattrosette, im darauffolgenden Jahr wächst der behaarte Stängel 60 – 120 cm empor. Er trägt runzlige, an der Unterseite grau-filzige, lanzettförmige Blätter. Von Juni bis September erscheinen dann die charaktertypischen Blüten. In Ziergärten gedeiht eine weniger giftige Sorte als Zierpflanze.

Den größten Heilwert hat der wildwachsende Fingerhut. Dieser ist dafür bekannt, dass sein Wirkungswert an den verschiedenen Standorten recht erheblich voneinander abweichen kann. Als besonders gut und reich an Inhaltsstoffen gilt der "Harzer Digitalis". Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Pflanze von dem englischen Arzt William Withering in die Therapie eingeführt. Auf seinen grundlegenden Arbeiten baut sich auch heute noch die gesamte Lehre der Digitalis auf. Man hatte den Fingerhut schon lange vorher in der Volksheilkunde angewandt, allerdings für ganz andere Erkrankungen, als jene für die er heute angewendet wird.



Foto © UteKW



Leonhart Fuchs ein bekannter deutscher Arzt und Botaniker, gab der Pflanze im Jahre 1542 den wissenschaftlichen Namen, eben wegen der Ähnlichkeit mit einem Fingerhut. Als einer der ersten Ärzte beschreibt er die Pflanze als Arzneikraut. Es sollte allerdings William Withering überlassen bleiben den Fingerhut ab 1775 in die Medizin einzuführen. Als erster hat er ihn bei Herz- und Kreislauferkrankungen angewandt. Er beschrieb die Heilpflanze in einer Monografie äußerst exakt.

Bei den britischen Kelten war die Pflanze eng mit dem „kleinen Volk“, den Elfen und Feen verbunden. Sie sollen die Blüten des Fingerhutes u.a. als Kopfbedeckung genutzt haben.
Die Pflanze bot Schutz vor Bösem und war gleichzeitig ein Bindeglied zu den Naturgeistern.

Der Fingerhut ist eine der stärksten heimischen Giftpflanzen und darf auf keinen Fall selbst zubereitet werden. Schon geringe Mengen wirken tödlich! Bei der Anfertigung eines jeden Digitalis-Blätterrezeptes ist der Apotheker verpflichtet, eine neue Ampulle zu öffnen und den nicht verbrauchten Rest fortzuwerfen. Der Arzt ist somit immer sicher voll wirksamen Digitalis zu erhalten.
In Gärten, in denen Kinder spielen, hat der Fingerhut also wegen seiner Giftigkeit nichts verloren!


Wohl aber in freier Natur, wo er mit seiner Blütenpracht die Vorbeikommenden grüßt.

hukwa