Wenn Flurnamen, Grenzsteine und
Gesichtssteine Geschichte erzählen
Wenn wir ende Februar und Anfang März
durch die Trippstadter Wälder wandern, sind die Bäume zwar noch
kahl dennoch spürt man schon den nahenden Vorfrühling. Um diese
Zeit liegt oft eine mystische Stimmung in den Wäldern und es ist
eine gute Zeit sich einmal mit Flurnamen, Grenzsteinen und besonderen
Felsen zu beschäftigen. Ihre Namen gehen oft tief in alte Zeiten
zurück und geben uns Kunde von geschichtlichen Ereignissen. Dem
Kundigen geben sie ein lebhaftes Bild der Vergangenheit und reden in
einer lebendigen Sprache zu ihm.
Beginnen wir unsere Wanderung im
wildromantischen Karlstal.
Ein wunderschöner Waldbach durchfließt
das Tal. Die Moosalb. Dieser Name führt uns in keltische Zeiten
zurück. Der Namensbestandteil – alb für Bach und Flußnamen
stellt eine altwestische (vorindogermanische) Bezeichnung für Fluss-
und Bachbette sowie für Weißwasser dar, die sich im keltischen
Sprachschatz als albis ebenfalls widerspiegelt.
Über dem Karlstal liegt die Amseldell,
ein Platz mit geschichtsträchtigen Boden, weilten hier doch einst
Fürsten und Prinzregenten. Der Historiker Ernst Christmann hat den
Namen folgend gedeutet: Die Amseldell hieß früher Ramseldell –
Ramsel= Ram= Rabe, daraus wurde Amseldell. Wer hier verweilt, kann
noch die Stimmung spüren die einst hier vorgeherrscht hat.
Auch über dem Karlstal gelegen auf
einem hohen Bergrücken verdeckt von mächtigen Bäumen steht trutzig
die Burg Wilenstein aus dem 12. Jahrhundert, heute beherbergt sie ein
Schullandheim.
Doch lassen wir die alten Steine einmal
selbst erzählen:
Verborgen im Schatten von Bäumen, den
Blicken oft entzogen, durch die weißen Nebelschwaden, die hier
häufig dem Rauschen der Moosalb entsteigen, habe ich die
Jahrhunderte überdauert. Zerstört geschleift und wieder aufgebaut,
habe ich vieles gesehen und erlebt. Viele sah ich kommen viele sah
ich gehen. Meine Mauern werden auch euch überdauern. Ich habe
Freude, Leid und Verwüstung gesehen. Und vergesst nie in meinen
Mauern lebt Geschichte, ihr müsst nur lauschen was mein Mauerwerk
erzählt.
Versteckt im Gebüsch an einer
Naturfelsmauer wenige Meter von der Burg entfernt, finden wir einen
uralten Gesichtsstein, der bestimmt älter als die Burganlage ist und
dessen Geheimnis wohl in heidnischen Zeiten zu suchen ist. Schon
viele haben sich Gedanken über diesen Stein gemacht aber keiner ist
je hinter das Rätsel gekommen dass dieses seltsame Gebilde wie eine
magische Aura überstrahlt. Bei einigen Burgen in ganz Deutschland
hat man verblüffend ähnliche in Stein gehauene Gesichter entdeckt,
wer sie einst anfertigte weiß aber niemand.
Bei unserer Wanderung durch dieses
Gebiet werden wir auch immer wieder auf alte Grenzsteine stoßen.
Auch diese können uns viel erzählen.
Schon seit der Steinzeit kennzeichnen Menschen ihre Äcker, Felder
und Wiesen gegenüber ihren Nachbarn durch besondere Markierungen.
Als natürliche Grenzmarken dienten
seit frühester Zeit Hügel, Berge, Felsformationen, Bachläufe oder
besondere Bäume. Wo diese fehlten erstellte man künstliche
Grenzzeichen, also Steine und Pfähle. Und schon im Alten Testament,
im Buche Moses, können wir lesen: „verflucht wer seines Nächsten
Grenzen verengert...“
In der „Carolina“ Karls V. (1532)
wird die Grenzsteinsetzung zum Gesetzesakt, wird das „Versetzen“
darin mit Strafen bis zum „Abhacken der Frevlerhand“ bedroht.
Diese alten Grenzsteine sollten uns bei
einer Grenzwanderung vor allem denkwürdig stimmen, erzählt doch
jeder von ihnen wiederum eine eigene Geschichte. Vor allem aber sind
sie altes Kulturgut, dass unbedingt erhalten werden muss.
Gewiss standen hier einst noch mehr
solcher Kulturgüter doch die Zeit hat sie dahingerafft, sowie heute
die Geschäftstüchtigkeit der Menschen so vieles zerstört. Das
beste Beispiel ist die Bedrohung der alten Grenzsteine durch immer
größer werdende Forstmaschinen.
Es sind nicht nur die Pflanzen, Bäume
und Tiere der Trippstadter Wälder die uns zum Wandern einladen,
sondern auch die Kleindenkmäler und Naturkulturgüter, die dem Auge
des Wanderers oft entgehen. Gerade das Karlstal hat einige solcher
natürlicher und künstlicher Kulturgüter zu bieten, die förmlich
darauf warten erwandert zu werden. Somit ladet uns diese Landschaft
neben den Naturschönheiten auch dazu ein auf eine „Zeitreise“ zu
gehen.
hukwa