Sonntag, 19. November 2017

Zur Symbolik des Taufsteines in der evangelischen Kirche von Trippstadt

Seine Symbolik im Kulturvergleich

Neben dem sehr alten Taufstein in der katholischen Kirche von Trippstadt, steht ein weiterer sehr alter Taufstein in der evangelischen Kirche. Der achteckige Stein mit sehr interessanten Symbolen ist aus dem Jahre 1609 und stand früher wahrscheinlich in der Trippstadter Mutterkirche St. Blasius auf dem Aschbacherhof. Pfarrer Gerhard Vogel hat diesen Taufstein in den „Blättern zur Heimatgeschichte von Trippstadt“ Ausgabe 2009 sehr detailiert beschrieben.
Nachdem ich über die Symbolik dieses Steins nachgeforscht habe möchte ich hier nun weitere Einzelheiten zu dessen Symbolik veröffentlichen. Besonders hervorzuheben ist die achteckige Form und das „Sonnengesicht“. 

Foto © hukwa


Die achteckige Form des Taufsteins:

Der Taufstein besteht aus einem achtseitigen Sockel. Diese Achteckform des Taufbeckens, ist christliches Sinnbild für das neue Leben nach der Taufe. Durch die 8 Ecksäulen wird die Bedeutung der symbolträchtigen Zahl betont: nach frühchristlicher Auffassung geschieht die Auferstehung Christi am achten Schöpfungstag.
Bereits im alten Babylon hatte die Zahl Acht eine besondere Symbolik nämlich die einer „Zahl der Gottheit“. In den babylonischen Turmtempeln wohnte die Gottheit im achten Stockwerk, einem lichtleeren Raum. Von hier aus entwickelte sich die Acht zu einer religiösen Zahl die wir auch in vielen anderen Religionen wiederfinden. So glaubt man im Islam das es zwar sieben Hölllen, aber acht Paradiese gibt, weil die „Barmherigkeit Gotttes größer ist als sein Zorn“. Nach islamischer Auffassung tragen acht Engel den Gottesthron. Die Acht wurde als sakrale Zahl in die hebräische religiöse Überlieferung übernommen und fand so ihren Weg in den christlichen Glauben. So werden acht Menschen in die Arche aufgenommen und der Tempel wird acht Tage gereinigt. Diese Zahl steht für die Rückkehr zum Ursprung also zur erfüllung dessen was die Heptate (Heptateuch) vorbereitet. Es ist daher in der jüdischen Religion der Tag der Reinigung, doch vor allem der Tag der Beschneidung. Abraham als auch Obededon hattten jeweils acht Söhne.
Für die Theologen des Mittelalters standen Taufe, Auferstehung und Beschneidung in einem besonderen Zusammenhang: die Taufe ist nach Augustinus, die Beschneidung des Herzens denn am Tag der Taufe „werden wir dem Auferstandenen gleichgestaltet, da wir durch die Taufe im Geist gestorben und Mitgenossen an der Auferstehung geworden sind“ schrieb Cyrill von Alexandrien. Aus diesem Grund waren die Taufbecken vorwiegend achteckig gearbeitet. Denn Christen verhieß die Taufe die Gnade des ewigen Lebens. So deuten auch die acht Seligpreisungen der Bergpredigt auf diese Seligkeit hin. Wohl aus diesem Grund hat Dante die Triumphierende Kirche in den achten Himmel gesetzt. Aber auch im Buddhismus wird vom achtgliedrigen Pfad der zum N irwana führt gesprochen. Aber auch im Konfuzianismus steht die Acht für eine spirituelle Einheit.

Sol invictus:

Ein weiteres sehr mythologisches Symbol auf dem Taufstein ist der Sol invictus, der „unbesiegte Sonnengott“. In Rom bestand schon zu frühester Zeit ein sehr alter Sonnenkult der auf den Stadtgründer Romulus zurückgehen soll und den der sagenhafte Sabinerkönig Titus Tatius eigeführt haben soll. Dieser Sonnengott wurde gemeinsam mit der Mondgöttin Luna verehrt. Ihr gemeinsamer Tempel war im Circus Maximus. Der Geburtstag des Sonnengottes wurde am 25. Dezember begangen. Der Tag der Geburt von Jesus Christus ist nicht bekannt. Die Festlegung auf den 25. Dezember erfolgte ca. um die Mitte des 4. Jahrhunderts also nach der Konstantinischen Wende.

Da das Geburtstagsfest des Sol Invictus im 4. Jahrhundert allgemein bekannt war kann man davon ausgehen das dieses Datum von christlicher Seite bewusst auf diesen Tag gesetzt wurde. Auch hier kann man wieder beobachten dass das frühe Christentum zahlreiche Elemente aus dem alten Heidentum übernommen hat. Beim Trippstadter Taufstein in der evangelischen Kirche ist das
„Gesicht Christi“ in den Stein gemeißelt umgeben von einem Sonnenstrahlenkranz was auf das „Licht der Welt“ hindeuten soll. In alten christlichen Grabstätten aus der Zeit vor Konstantin tauchen bereits solche Ikonographien auf. Besonders bekannt ist das Mosaik des Christus als Sol Invictus in der Vatikanischen Nekropole das aus dem 3.Jahrhundert stammt.



Foto © hukwa



hukwa

Samstag, 11. November 2017

Künder des Winters

Das stille Rauschen der Novemberbäume
kündet
den Winter.
hukwa