Wer den Pfälzerwald zur Erholung aufsucht, wer sich hier auftanken möchte, wird von diesem großen Waldgebiet nicht enttäuscht werden. Die natürliche Wirklichkeit die den Besucher hier umgibt schenkt ihm während seines Aufenthaltes eine tiefe innere Ruhe. Die Natur hat für alle nur möglichen Fragen eine Antwort bereit. Ein bewusster Spaziergang durch den Wald ist immer ein meditativer Gang vor allem wen wir beobachten was uns am Wegrand begegnet. Es scheint uns dann plötzlich als seien wir ein Teil dieser großen Natur, was wir ja letztendlich auch tatsächlich sind, wir haben es nur vergessen. Bei einem Gang durch das romantische Karlstal bei Trippstadt kann es sehr schnell passieren das sich uns eine andere Wirklichkeit auftut. Da stehen gewaltige Baumriesen, andere sind schon dahingeschwunden, ihre Baumstrünke ragen wie mythologische Gestalten in den Himmel. Da breitet sich der Friedhof des toten Laubes wie ein Teppich aus, durchwimmelt vom Leben der Mikroben und kleinen Tiere, und verwandelt sich in den Nährboden neuen Lebens. Da sprengt eine Wurzel den spröden Buntsandstein. Überall wuchern Moose und Farne, wir sehen hier die Strukturen und Bildungen, die Zeugnis ablegen von dem aufeinanderprallen elementarer Gewalten vor Jahrmillionen von Jahren. Überall wird Bewegung, urtümliches Geschehen sichtbar. Eine Natur deren Schönheit man nicht beschreiben kann, man muss sie in sich aufnehmen. Dieses in sich aufnehmen ist schon Meditation.
Meditation ist immer ein gesamtpersonales Ereignis, sie führt den Menschen zu seiner Ganzheit. In diesem Sinne ist Meditation auch immer Selbsttherapie, das Rezept ist die Übung. Ab einem gewissen Stadium in der Meditation lässt der Mensch ab von traumatischen Erinnerungen der Vergangenheit, sowie von den Beunruhigungen der Zukunft und findet eben durch die Übung zu einem festen inneren Kern, zu seinem Selbst.
So führen die Übungen auch dazu, dass wir Geborgenheit in der Existenz finden, denn bewusste Meditation hat immer eine Existenzphilosophische Ausrichtung, in der Zentrierung auf die zwischenmenschlichen Beziehungen als auch auf die Welt. Allem vordergründigem Anschein zum Trotz – während der Meditation ereignet sich nicht die Abkehr von der Welt, sondern die Nähe zur Welt, denn der Betrachtende reflektiert auch immer noch die Welt. Ein zentrales Kennzeichen einer reifen Persönlichkeit ist der ganzheitliche Rhythmus von Kontaktaufnahme zu Menschen und Dingen und der Rückzug aus diesen Kontakten.
Unser Alltag ist ein Gewirr von Eindrücken, Forderungen, Gedanken und Pflichten. Wir sind ständig in Gefahr, die Einheit unseres Lebens zu verlieren. Wir leben fern von uns selbst, also fern von unserer wirklichen Existenz. Unruhe, Frage und Zweifel sind oft die geistige Heimat des Menschen. Über den Weg der Meditation kann der Mensch sich dort in dieser von Krisen geschüttelten Existenz aufsuchen und sich auf den Weg zur Sinnfindung aufmachen.
Im meditativen Prozess „gräbt“ er die Urerlebnisse des Daseins, die durch Alltagsbetrieb und ökonomische Verflechtungen verschüttet wurden aus den Tiefen seiner Existenz wieder aus und kämpft sich zu einem wesenhaften Verhältnis zum Sein frei. Es geht also um Selbstentdeckung – seinen eigenen Mittelpunkt zu finden. Meditation ist daher auch mit einer Wanderung vergleichbar, einer Wanderung in ein unbekanntes Land, das Land der Seele.
Der Dichter Christian Morgenstern schrieb einmal folgende Tagebuchnotiz:
„Ich bin wie einer Brieftaube, die man vom Urquell der Dinge in ein fernes, fremdes Land getragen und dort freigelassen hat. Sie trachtet ihr ganzes Leben nach der einstigen Heimat, ruhelos durchmisst sie das ganze Land nach allen Seiten. Und oft fällt sie zu Boden in ihrer großen Müdigkeit, und man kommt, hebt sie auf und pflegt sie und will sie ans Haus gewöhnen. Aber sobald sie die Flügel nur wieder fühlt, fliegt sie von neuem fort, auf die einzige Fahrt, die ihrer Sehnsucht genügt, die unvermeidliche Suche nach dem Ort ihres Ursprungs“
So kann man auch Meditation ausdrücken. Die Taube weiß nicht wo ihr heimatlicher Schlag ist, sie weiß eben nur das „dort“, wo sie auch nicht bleiben möchte, sie muss fliegen um die Heimat zu finden. Dieses Fliegen ist das Üben in der Meditation.
Wenn ich unzufrieden mit mir bin, wenn ich nicht mehr der bleiben möchte, der ich letztendlich ja auch gar nicht bin, wenn ich die Courage habe, jener werden zu wollen, der ich sein kann und letztendlich auch bin, kann ich ohne Übung, also Training und Kontemplation nicht auskommen. Meditation ist nur ein Weg unter anderen Wegen, aber es ist ein guter Weg.
Meditation kennen wir meistens in recht exotischen Gewand. Was ich ihnen hier vorstelle ist eine einfache, unkomplizierte Naturmeditation. Wir setzen uns im Wald unter einen mächtigen Baum, einen großen alten Baumriesen, wie sie im Pfälzerwald oft vorzufinden sind. Vielleicht ist es eine Eiche. Am besten sitzt man mit dem Rücken an den Baumstamm angelehnt. Nun sollte man versuchen den Baum zu "spüren", wir nehmen Kontakt mit dem Baum auf. Jetzt stellen wir uns einen Samen des jeweiligen Baumes vor, hier eine Eichel. Wir konzentrieren uns ganz auf diese kleine Frucht, stellen uns vor, wie aus dieser kleinen Eichel im Laufe vieler Jahre ein mächtiger Eichbaum wird. Wir nähern uns also der Daseinsform der Eiche. Nun stellen wir uns vor wie aus dem Samen ein Sämling wächst, wie er groß und stark wird, bis er ein Baum ist. Es wird nicht lange dauern und wir spüren tatsächlich eine Kraft in uns, ein Gefühl das beruhigend, ja bewusstseinserweiternd in unserem Geist wirkt. Was in uns einkehren wird ist eine große Ruhe und Verbundenheit mit der uns umgebenden Natur. In der Meditation geht es darum sich Selbst zu entdecken, seinen eigenen Schwerpunkt zu finden. Dabei gehört es zum Wesen der Meditation, dass sie aus dem Vielfältigen und aus denen uns oft zerreisenden Gegensätzen zur inneren Einheit führt. Meditation ist daher auch eine Wanderung ins eigene Land der Seele. Sie hat den ALL – TAG zum Übungsfeld, ist also keine Flucht, sondern ein Standhalten, gegenüber den Infamitäten des Lebens. Gerade Stresssymptome, Ärgernisse, Nervosität fallen von uns ab, wenn wir uns bewusst in der Natur aufhalten. So gesehen ist die ganze Natur eine Heilerin, ihre gesamte Metamorphose ist Heilkraft und die Übung von Naturmeditationen werden zweifelsohne sich positiv in uns bemerkbar machen.
hukwa